Kloster Xiropotamou

Gründung: im 10. Jahrhundert
Gründer: Paulus Xiropotamitis
Feiertag: am 9. März
Bibliothek: 409 Manuskripte
Sammlung: der Diskus der Pulcheria 

 

Das Kloster ist den 40 Märtyrern geweiht und steht an einer zauberhaften, von überallher sichtbaren Stelle in der Mitte der Halbinsel, auf dem Weg aufwärts von Daphni nach Karyes. Das schöne und eindrucksvolle Kloster blickt auf den Singitischen Golf, der sich gewöhnlich ruhig und sanft hinbreitet. Die Überlieferung schreibt die Gründung des Klosters der Kaiserin Pulcheria zu (450-457), andere Quellen hingegen den Kaisern Konstantin VII. Porphyrogennetos (913-959) und Romanos I. Lekapenos (920-944), von denen der erste dem Kloster tatsächlich einen wertvollen roten Mantel geschenkt hat. Mehreren anderen glaubwürdigen Zeugnissen und schriftlichen Quellen zufolge wurde das Kloster jedoch Ende des 10. Jahrhunderts gegründet, d. h. kurz nach der Gründung der Megisti Lavra. Der wahrscheinliche Gründer des Klosters, der ihm auch den Namen gegeben hat, ist der Mönch Pavlos Xeropotamenos, der nach dem Ort, an dem er früher als Mönch lebte, so benannt wurde. Er wurde der erste Abt des Klosters Xeropotamou und erwies sich als bedeutende geistliche Persönlichkeit jener Zeit. Das Kloster Xeropotamou wurde zu Beginn ton Agion Tesserakonta (der heiligen Vierzig) genannt, während es in verschiedenen Urkunden als tou Agiou Nikephorou tou Xeropotamenou (des Hl. Nikephoros Xeropotamenos) angeführt wird. Vielleicht handelt es sich um zwei Benennungen desselben Klosters. Sonst müßten wir annehmen, daß das erste, als neue Gründung und kleineres Kloster, dem älteren und größeren des Nikephoros unterstellt wurde. Eine andere Überlieferung nimmt im selben Raum das Kloster tou Cheimarrou (des Wildbaches) an, das ebenfalls von der Kaiserin Pulcheria im 5. Jahrhundert erbaut worden sein soll.

Das Kloster Xeropotamou war im 11. Jahrhundert eines der reichsten auf dem Athos, da es sich auf der Südwestseite in bedeutendem Ausmaß ausbreitete. Seine Grenzen reichten bis zu jenen von Kloster Iviron und östlich bis zu jenen von Agiou Pavlou, wo sich heute die Klöster Simonopetra, Grigoriou und Dionysiou befinden. Im Lauf der Zeit wurden diese Grenzen natürlich bedeutend eingeschränkt, aber auch heute verfügt das Kloster über ein weites Gebiet, insbesondere über einen großen Wald von Wildkastanien. Der Wohlstand des Klosters dauerte während des ganzen 12. und Beginn des 13. Jahrhunderts an. In der weiteren Folge jedoch, in der Zeit der Lateinerherrschaft, erfuhr dieser Wohlstand eine Unterbrechung infolge der wirtschaftlichen Krise und der Pirateneinfälle. So wurde dann das Kloster nach der Rückeroberung Konstantinopels finanziell vom ersten Paläologen-Kaiser Michael VIII. (1259-1282) unterstützt, wie wir aus einer Goldsiegelbulle vom Jahr 1275 erfahren. Nach der Überlieferung hat er das Kloster auch persönlich besucht. Sein Nachfolger Andronikos II. (1282-1328) sorgte für den Wiederaufbau nach dem Brand im Jahre 1280 und sicherte mit einer eigenen Goldsiegelbulle den Landbesitz des Klosters. Im 14. und 15. Jahrhundert unterstützen neben den byzantinischen Kaisern die Fürsten Serbiens das Kloster, indem sie oft bedeutende Geldsummen zur Verfügung stellten. Auf ihre Kosten wurde besonders die Umfassungsmauer mit dem großen Turm und die Kapelle der Muttergottes an der Nordseite errichtet sowie im Jahr 1445 das Katholikon neu aufgebaut.

Während der Jahre der Türkenherrschaft erlebte das Kloster bis ins 19. Jahrhundert allgemein schwere Zeiten, die auf zahlreiche Gründe zurückzuführen sind. Die wichtigsten sind die furchtbaren Einfälle der Türken, die beiden großen Brände von 1507 und 1609 und die fast ununterbrochenen gerichtlichen Streitigkeiten mit den Nachbarklöstern, hauptsächlich wegen Grenzbereinigungen. Unter den Einfällen hatte das Kloster sehr zu leiden, aber noch mehr kosteten es die beiden Brände, die es völlig zerstörten. Nur seine Zimelien konnten gerettet werden. Für den Wiederaufbau sorgten diesmal die Mönche selbst, indem sie durch Sammlungen und Reisen in der Donafürstentümern genügend Geld aufbrachten. Auch die Fürsten dieser Länder halfen: sie gewährten dem Kloster jährliche Zuwendung. Ebenso unterstützte Sultan Selim I. (1512-1520) das Kloster, nicht nur in Form finanzieller Hilfe, sondern auch durch Privilegien für den ganzen Athos. Vor allem in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts konnte sich das Kloster erholen, als der Mönch Käsarios Dapontes den größten Teil des Klosters renovierte und den Torbau errichtete, nachdem er auf seiner acht Jahre währenden Reise durch die Donauländer mit dem ehrwürdigen Kreuzesholz und Reliquien der 40 Märtytrer eine bedeutende Geldsumme aufgebracht hatte. Im Übrigen imponierte dieser Mönch auch durch seine Persönlichkeit, da er tatsächlich einer der gelehrtesten Männer während der Zeit der Türkenherrschaft war.

Die Zerstörungen des Klosters nahmen jedoch kein Ende, ebensowenig die Renovierungen. Erst in jüngster Zeit (1952) wurde ein Teil, der durch das Feuer zerstört worden war, vom Amt für Denkmalspflege restauriert, während zur Zeit die Restaurierung des Südwestflügels zu erwarten ist, der 1972 aus unbekannter Ursache niederbrannte. Aus dieser Zusammenfassung der Geschichte des Klosters ergibt sich, daß sämtliche Gebäude des heutigen dreistöckigen Klosterbaus in den letzten zwei Jahrhunderten entstanden sind.

Das Kloster Xeropotamou nimmt heute die achte Stelle in der Rangordnung der Athosklöster ein. Es rückte Anfang des 16. Jahrhunderts an diese Stelle, während es bis dahin an der fünften stand, die jetzt vom Kloster Dionysiou eingenommen wird. Es folgt der kinowitischen Lebensweise und zählt ungefähr 60 Mönche einschließlich jener, die in Zellen leben.