Kloster Iviron

Gründung: Ende des 10. Jahrhunderts
Gründer: Iwiran Johannes, Efthimios
Feiertag: am 15. August
Bibliothek: 2.000 Manuskripte
Sammlung: die Ikonen der alten Altarwand

 
 Dieses Kloster liegt oberhalb einer malerischen kleinen Bucht auf der Nordostseite der Halbinsel, neben der Mündung eines großen Wildbaches. Es ist dem Entschlafen Maria geweiht. Von Karyes aus bergab gehend, gelangt man nach einem angenehmen Spaziergang von ungefähr anderthalb Stunden zu diesem Kloster. Es wurde im letzten Viertel des 10. Jahrhunderts gegründet, kurz nach der Megisti Lavra und Vatopedi, ungefähr an der Stelle, wo früher die Lavra «tou Klementos» stand. Die Gründung wird mit den Namen des Ioannes des Iberers und des Ioannes Tornikios in Zusammenhang gebracht. Es dürfte sich aber wahrscheinlich um ein und dieselbe Person handeln, auch wenn die georgischen Quellen die beiden Männer klar unterscheiden. Ioannes Tornikios, Höfling des Fürsten David von Iberien (so der alte Name für Georgien) und byzantinischer Amtsträger, verließ alles und wurde Mönch. Zunächst in irgendeinem Kloster in Makedonien, dann ging er auf den Olymp und schließlich auf den Athos, in einen verlassenen Winkel des Gebietes der Lavra, wo er die Gelegenheit hatte, Athanasios Athonites kennenzulernen und ihn um die Erlaubnis zu bitten, in seiner Nähe bleiben zu dürfen. Hierher hatte er auch für kurze Zeit seinen Sohn Euthymios und seinen Neffen Georgios gebracht.
 
Der Kaiser Basileios II. von Byzanz berief den nunmehr zum Mönch gewordenen Tornikios in die Hauptstadt und bat ihn um seine Hilfe in verschiedenen diplomatischen und militärischen Angelegenheiten, insbesondere bei der Niederschlagung der Rebellion des Bardas Skleros, der sich gegen den Staat empört und sich mit den byzantinischen Truppen bereits geschlagen hatte. Tornikios folgte der Aufforderung des Kaisers, legte die Kutte ab, zog sofort zusammen mit dem Fürsten David gegen Bardas und führte seine Aufgabe erfolgreich zu Ende. Daraufhin kehrte er wieder auf den Heiligen Berg zurück, wo er daranging, das heutige Kloster zu errichten, oder vielleicht die Lavra «tou Klementos» zu erweitern. Dieses große Werk begann und beendete er dank reicher kaiserlicher Schenkungen und der zahlreichen Beute, die er von seinem erwähnten Sieg mitgebracht hatte. Das neue Kloster wurde zu Beginn "Iviron", d. h. der Iberer, genannt nach der georgischen Herkunft der Gründer und der ersten Mönche, die hierher kamen. Der Name hat sich bis heute erhalten. Durch die gesiegelte Urkunde des Patriarchen Kallistos II. gelangte jedoch die georgische Gründung in die Hände der Griechen, die zahlenmäßig und geistig den georgischen Mönchen überlegen waren.
Zu dem neuerrichteten Kloster kamen schon früh und bis ins 14. Jahrhundert viele kleine Klöster wie das Kloster Leonitou in Thessaloniki, des Ioannes Kolobos in Ierissos, des Hl. Savvas, des Chaldos, des Kaspakos hinzu. Auch das Kloster Iviron blieb selbstverständlich nicht unberührt von den verschiedenen Überfällen auf die Halbinsel und von deren Folgen. So werden viele Zerstörungen durch Piraten, Unionsanhänger aus dem Westen und durch die furchtbaren Katalanen berichtet. Nach alldem wurde der Wiederaufbau des Klosters von den Paläologen-Kaisern, dem Kral von Serbien Stephan Duschan und hauptsächlich vom georgianischen Fürsten Gorgoran sowie dessen Nachfolgern unterstützt. Diese neue Periode der Blüte des Klosters setzte sich bis zum Ende des 16. Jahrhunderts fort. Zu dieser Zeit traten aber große wirtschaftliche Schwierigkeiten auf. Um der ausweglosen Situation ein Ende zu machen, zogen die Mönche von Iviron in ihre Heimat, wo sie den Fürsten Alexander VI. aufsuchten, um ihm die Schlüssel des Klosters zu überreichen und ihn zu bitten, ihnen finanziell zu Hilfe zu kommen. Das Ergebnis dieser Aktion, in Verbindung mit Besuchen auch in anderen Ländern, waren große Geldsummen, mit denen das Kloster nicht nur von seiner Schuldenlast befreit, sondern auch durch neue Bauten erweitert werden konnte. Ach erhöhte sich die Zahl der Mönche.
In der Mitte des 17. Jahrhunderts zogen georgische Mönche auf Ersuchen des Zaren Alexei nach Rußland. Sei brachten als Geschenk eine Ikone mit, die Kopie der Muttergottes Portaitissa (Pförtnerin), durch die die kranke Tochter des Zaren geheilt wurde. Daraufhin überließ der Zar aus Dankbarkeit gegenüber der Muttergottes und den Mönchen ihnen statt anderer Hilfen das im Zentrum von Moskau gelegene Nikolaus-Kloster. Interesse für das Kloster zeigten auch die Patriarchen, die es auf jede Weise unterstützten. Kurze Zeit lebte auch der nationale Märtyrer Patriarch Grigorios V. hier. Während des griechischen Freiheitskampfes von 1821 geriet das Kloster Iviron erneut in wirtschaftliche Schwierigkeiten, insbesondere weil es große Beträge zum gemeinsamen Kampf geleistet hatte. Außerdem wurde ein Teil des Klosters durch zwei furchtbare Brände 1845 und 1865 zerstört. Es wurde später dank seiner Reichtümer und der Spenden vieler Christen wieder aufgebaut.
Das Kloster Iviron nimmt in der Rangordnung der zwanzig Großklöster die dritte Stelle ein. Es ist kinowitisch (1990) und wurde zu Beginn, wie schon vermerkt, von Mönchen aus Georgien bewohnt. Dieses Land war damals ein bedeutendes geistiges Zentrum. Der letzte Georgier starb 1955. Heute zählt das Kloster insgesamt ungefähr 90 Mönche, die im Kloster und außerhalb in den verschiedenen Dependancen, in der Skite und den Zellen leben.