Kloster Karakalou

 

Gründung: im 11. Jahrhundert 
Gründer: unbekannt
Feiertag: am 29. Juni 
Bibliothek: 279 Manuskripte
Sammlung: die Ikone „Jesus Christus, der Herrscher der Welt" (15. Jh.) 
 

Dieses Kloster, dem Gedächtnis der Hll. Apostel Petrus und Paulus geweiht, liegt zwischen den Klöstern Megisti Lavra und Iviron an einem Hang, von dem es stolz auf das Meer hinausblickt. Der Überlieferung zufolge geht die erste Gründung des Klosters auf den Kaiser Caracalla (211-217) zurück, von dem es auch den Namen bekommen haben soll. Diese äußerst zweifelhafte Ansicht teilt auch Ioannis Komninos in seinem Pilgerbuch des Heiligen Berges, während Gerasimos Smyrnakis diese Hypothese abänderte und behauptet, der am Strand stehende Turm des Klosters sei ein Bau des römischen Kaisers. Aber auch die Annahme, daß der Name aus dem türkischen Karakule (Schwarzer Turm) stammt, ist als unbegründet anzusehen, und zwar deshalb, weil der Name des Klosters schon zu einer Zeit bekannt ist, da die Türken im Raum des byzantinischen Reiches noch gar nicht in Erscheinung getreten waren. Vielleicht kann man die Existenz eines Mönches mit dem in Byzanz häufigen Namen Karakalas annehmen, der hier zu Anfang des 11. Jahrhunderts ein kleines Kloster gründete, das dann seinen Namen trug.
Das Kloster Karakalou wird in einer Urkunde des Protos Nikephoros um 1018 erwähnt. Die Urkunde bestimmt die Grenzen zwischen dem Kloster Karakalou und dem der Amalphiner. Daraus geht die Existenz des Klosters in dieser Zeit klar hervor. In der weiteren Folge seiner Geschichte bis zum Fall Konstantinopels erlebte das Kloster verschiedene unerfreuliche Zustände. Während des 13. Jahrhunderts verödete es fast völlig und wurde dann nach kurzer Zeit unter den Paläologen-Kaisern Andronikos II. und Johannes V. wieder renoviert. Für das Kloster sorgten tatkräftig auch der Patriarch Athanasios und der Protos Isaak, der in einer Urkunde den elenden Zustand des Klosters nach den katastrophalen Überfällen der Piraten und der lateinischen Soldateska während des ganzen 13. Jahrhunderts bezeugt. Nach dieser Krise nahm jedoch die Zahl der Mönche wieder zu, wodurch sich die Bedürfnisse vervielfältigten, so daß es notwendig wurde, dem Kloster wieder zahlreiche Güter zuzuweisen, in Thessaloniki, am Strymon, auf Lemnos und andernorts. Auch die unabhängige Zelle Exypolitou, die sich etwas oberhalb des Klosters befindet, wurde ihm unterstellt.
Das Kloster wurde aber erneut von Piraten zerstört und im 16. Jahrhundert vom Fürsten Petros der Walachei wieder aufgebaut, der es auch zustandebrachte, von den Türken die Klostergüter freizukaufen (1570). Der Sultan Süleiman gestattete damals dem Fürsten, das Kloster wiederaufzubauen, jedoch nur unter der Bedingung, daß es nicht über die ursprünglichen Fundamente hinausginge und nichts Neues hinzugebaut werde. Schließlich kam er selbst hierher, um Mönch zu werden. Im folgenden Jahrhundert sorgten der georgische König Artchil und sein Bruder Georg Wachtang (1674) für das Kloster und im 18. Jahrhundert der Mönch Ioasaph und andere Athos-Väter. So gelangte es zu großer Blüte, und nach einem Zeugnis aus dieser Zeit unterhielt es damals insgesamt einige hundert Mönche. Außerdem wurde dem Kloster Karakalou Mitte des 17. Jahrhunderts das Metochin Agios Nikolaos in Ismailia geschenkt.
Das Kloster Karakalou nahm an den Befreiungskämpfen der Griechen gegen die Türken teil, und es ist bekannt, daß der Abt Damaskinos 1854 dem griechischen Bandenführer Tsamis Karatsos ein Pferd schenkte, weshalb er seinen Rang einbüßte und sogar das Kloster verlassen mußte.
In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts kamen viele russische Mönche ins Kloster mit dem Vorhaben, es ganz zu übernehmen. Die Nachrichten darüber besagen, daß sie zuerst in die Dependancen kamen, die sie in kinowitische Skiten umwandeln wollten, um von dort in das Kloster selbst zu gelangen. Schließlich konnten sie ihre Pläne aber nicht verwirklichen. Das Kloster Karakalou folgt seit 1813 der kinowitischen Lebensweise und nimmt die elfte Stelle in der Reihe der zwanzig Großklöster ein. Es zählt ungefähr 30 Mönche.